Juni 27, 2023 - Min LesedauerMin Lesedauer

Das Mikrobiom und der Einfluss auf die Mund- und Allgemeingesundheit

Das Mundmikrobiom ist trotz seiner grundlegenden Bedeutung für die Gesundheit des Mundes und des Körpers weitgehend unbekannt. Erfahre in diesem Artikel, wie dieses Ökosystem funktioniert und wie Du es pflegen kannst.

Inhalte

Was ist ein Mikrobiom?

Der Begriff "Mikrobiom" oder auch "Mikrobiotika" wurde Anfang der 1990er Jahre geprägt und bezeichnete zunächst die Darmbakterien, die früher als "Darmflora" bezeichnet wurden. Während der Begriff der Darmmikrobiom mittlerweile in unserem Sprachgebrauch fest verankert ist, beschäftigt sich die Forschung seit einigen Jahren mit großem Interesse mit den vielen anderen Mikrobioten, die in unserem Körper vorhanden sind - einschließlich der oralen Mikrobiota. Anhand von erhobenen Daten versteht die Forschung allmählich, den Einfluss auf das psychologische Gleichgewicht unseres Körpers.

Wie setzt sich das Mikrobiom zusammen?

Das menschliche Mikrobiom ist eine Gemeinschaft von Mikroorganismen, die an allen unseren Körperoberflächen zu finden ist, insbesondere in Mund, Darm, Vagina, auf der Haut und in den Augen. Das menschliche Mikrobiom enthält Pilze, Hefen, Archaeen und Viren, besteht aber hauptsächlich aus Bakterien. Diese Bakterien werden zum Teil als kommensale (nützliche) aber auch als opportunistische (krankheitserregende Organismen) bezeichnet.

Wo findet sich ein Mikrobiom im Körper?

Zunächst wurde das „Darmmikrobiom“ umfassend erforscht, bevor man von den vielen anderen Mikrobiomen gesprochen hat, die unser Körper besitzt. So hat die Vagina ihre eigene Mikrobiota, ebenso wie die Lunge, die Haut und schließlich auch der Mund. Hier spricht man von dem sogenannten oralen (Mund) Mikrobiom. 

Was versteht man unter dem Mundmikrobiom?

Das orale Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Bakterien, Pilze und Viren, die ausschließlich im Mund vorkommen. Dieses ist wichtig für die Mundgesunheit, denn der Mund gilt auch als Eintrittspforte für Erreger und ein gesunder Mund spielt eine bedeutende Rolle für die allgemeine Gesundheit.

Aufbau des Mundmikrobioms

Das Mundmikrobiom eines Menschen besteht aus etwa 700 von 900 möglichen Arten von Mikroorganismen. Damit ist sie nach dem Mikrobiom des Darms die artenreichste Mikroflora.

Sie enthält aerobe Bakterien, die zum Leben Sauerstoff benötigen, und anaerobe Bakterien (die ohne Sauerstoff gedeihen). Hinzu kommen Pilze, Viren oder sogar Amöben. Das Mundmikrobiom lässt sich in zwei Untergruppen unterteilen: eine kommensale Mundflora; die "guten" Bakterien, die zur Förderung der Gesundheit beitragen, und oppportunistische "schädliche"  Keime, die unseren Mund schädigen und krank machen.

Warum gibt es Bakterien in unserem Mund?

Die Mundhöhle ist ein idealer Ort für Bakterien denn sie bietet genügend Platz, sodass sich Bakterien bilden und vermehren können. Ebenso hat die Mundhöhle eine ideale Temperatur von über 35°C und eine feuchte Umgebung, was die Ausbreitung erleichtert. Auf den Zähnen, die dem Licht und dem Sauerstoff ausgesetzt sind, leben andere Bakterien als auf den Schleimhäuten, die in Dunkelheit und Feuchtigkeit leben.

Jeder Mensch hat sein eigenes Mundmikrobiom

Jeder Mensch hat eine einzigartige Zusammensetzung des Mundmikrobioms; ungefähr so wie ein Fingerabdruck. Diese Zusammensetzung bildet sich von Geburt an; eine große Rolle spielen hier die Bakterien im Gebärmutterhals der Mutter. Weiterhin spielen im Laufe der Zeit viele Faktoren eine Rolle:  die Veranlagung, das Alter, aber auch die Ernährung. Welchen Einfluss die Ernährung auf unsere Mundgesundheit und auf unser Mikrobiom hat, erfährst Du hier.  Ein weiteres Element ist die Nähe zu anderen Menschen, die dazu führt, dass Menschen, die zusammen leben - insbesondere Paare - ein sehr ähnliches Mikrobiom haben können. Das Mikrobiom junger Menschen ist vielfältiger und gesünder als das von älteren Menschen.  

Das Mundmikrobiom als Schutz der Gesundheit

Die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Körper haben aufgrund ihrer "Barrierewirkung" einen positiven Nutzen für die Qualität der Immunität des Körpers - also unterstützen unser Immunsystem. Voraussetzung hier ist das Gleichgewicht zwischen "guten" und "schädlichen" Bakterien. Man nennt das auch Symbiose. 

Bei einem Verlust des Gleichgewichts - Dysbiose genannt -  vermehren sich die "schädlichen" Bakterien überproportional und lösen Entzündungen im Mund aus die sich im gesamten Körper ausbreiten können. Wenn also unser Mundmikrobiom nicht im Gleichgewicht ist sind wir anfälliger für bestimmte Krankheiten wie Karies, Gingivitis und Parodontitis. Aber auch Allgemeinkrankheiten können entstehen oder Allgemeinkrankheiten verschlimmern. Untersuchungen haben ergeben, dass bestimmte Dysbiosen die  Geschmackswahrnehmung  von Lipiden (Fetten) stören und somit ein Faktor für Fettleibigkeit sein können. (1)

Wie können Probiotika die Mundgesundheit unterstützen

Probiotika können bei der Wiederherstellung des Gleichgewichts des Mundmikrobioms hilfreich sein. Sie sind in einigen Lebensmitteln enthalten,  wie z. B. Naturjoghurt der Milchsäurebakterien enthält oder fermentierte Lebensmittel. Diese Milchsäurebakterien sind "gute" Bakterien, die einen positiven Einfluss auf das gesamte Mikrobiom haben und  damit auch eine bessere Barrierewirkung gegen schädliche Bakterien sicherstellen. Milchsäurebakterien können auch in Form von Lutschtabletten eingenommen werden. Wichtig ist aber zu wissen, nur wer regelmäßig probiotische Bakterien zu sich nimmt hat den Nutzen, da sich die probiotischen Bakterien nicht vermehren. Aber gerade wenn das Gleichgewicht der Mundflora gestört ist und Entzündungen im Mund auftreten können Probiotika unterstützend dabei helfen das Gleichgewicht wiederherzustellen. 

Was kann man tun, um ein gesundes "gutes" Mikrobiom zu bekommen?

Es geht nicht darum, einen völlig keimfreien Mund zu haben, sondern darum, ein Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Bakterien zu schaffen.

Hier sind ein paar Grundsätze der Zahnpflege die hilfreich sind, um das Gleichgewicht der Mundflora (Mikrobioms) zu unterstützen:

  • Eine ausgewogene Ernährung, die zuckerarm und nicht zu eiweißreich ist; da Zucker und Eiweiß säurebildend sind, fördern sie die Entwicklung von bakteriellem Zahnbelag und dessen Folgen: Karies, Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen bis hin zu schwereren Zahnbetterkrankungen (Parodontitis).
  • Rauchen und Alkoholkonsum vermeiden.
  • Die Einnahme von Antibiotika einschränken.
  • Auf die Zahngesundheit achten durch zweimaliges tägliches Zähneputzen, ergänzt durch die Reinigung der Zahnzwischenräume.
  • Bei ersten Anzeichen dass die "schlechten" Bakterien überhand nehmen - zusätzlich Probiotia einnehmen.
  • Mindestens einmal jährlich eine professionelle Zahnreinigung einplanen.


Quelle:

(1) https://www.mediquality.net/lu/topic/article/24425835/obesite-la-perception-gustative-aux-lipides-pourrait-elle-etre-liee-au-microbiote-buccal

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